Der Japanische Reisfisch

Der Medaka

Sämtliche Japanische Reisfische werden Medaka genannt, was wörtlich übersetzt (Me) Auge (Daka) Hoch bedeutet, egal ob es Zucht- oder Wildformen sind.

In der Wildform unterscheidet man taxonomisch seit Ende 2011 von der südlichen Population (O. latipes, Minami-Medaka) auch den O. sakaizumii , der schon länger als Nördlicher Medaka, Kita-Medaka, bezeichnet wurde und sich genetisch und vom Aussehen her leicht vom Südlichen Medaka unterscheidet. Im Grenzgebiet der Habitate konnten natürliche Mischpopulationen nachgewiesen werden. Die farbenprächtigen Zuchtformen werden teils als Kairyō-Medaka (Moderner Medaka) bezeichnet.

Warum Reisfische, Medaka?

Verschiedene Wildformen der Reisfische sind in der Aquarienhaltung seit geraumer Zeit bekannt. Allerdings war ihr Liebhaberkreis doch immer relativ klein. Silbrige oder braune Fischchen sind nun einmal kein Verkaufsargument im Handel. Richtig bekannt wurde diese hochinteressante, asiatische Fischgruppe bisher nur einmal mit Entdeckung der farbenprächtigen Art Oryzias woworae.

Unbemerkt davon (zumindest außerhalb von Ostasien) wird der Japanische Reisfisch in Japan schon sehr lange als Haustier gehalten und gezüchtet. Er hat große, darüber hinaus auch einige wissenschaftliche Bedeutung und hat– auch wieder unbemerkt – schon einige Rekorde aufgestellt. Er wurde z. B. als erster Fisch im Weltraum vermehrt; und er ist das erste Wirbeltier, anhand dessen die Mendelschen Regeln der Vererbung überprüft wurden, und zwar schon vor über hundert Jahren.

Bei der Pflege in Japan, in kleinen Zierteichen, spielen vor allem die Zuchtformen des Medaka ebenfalls schon lange Zeit eine Rolle. In jüngster Zeit ist die Zahl der herausgezüchteten Farbvarianten allerdings geradezu explodiert und es gibt ganze Wettbewerbe, Züchter, Geschäfte, Bücher etc., die sich nur mit diesem kleinen Fischlein beschäftigen. Kurioserweise hat der Rest der Welt davon bis dato kaum etwas mitbekommen. Dies ist umso erstaunlicher, da sämtliche Trends der Aquaristik der letzten Jahre aus Fernost herübergeschwappt sind, und die Art schon vor Jahrzehnten auch bei uns bereits gehalten wurde (sogar eine goldene und eine weiße Farbform waren schon vertreten, wie der Blick in alte Bücher und Zeitschriften zeigt). Wie auch immer, dank der auch finanziell riskanten Initiative weniger Züchter (privat wie kommerziell) sind nun im Lauf der letzten drei Jahre (seit 2015/2016) die verschiedenen Farbvarianten der sogenannten Kairyō-Medaka (= Moderner Medaka) auch bei uns angekommen und erobern so langsam die Aquarien und Zierteiche hierzulande.

Die Aquaristik war in den letzten Jahren diversen Modeerscheinungen unterworfen; positiv daran ist, dass sich der Interessentenkreis dadurch erweitert hat (das freut in erster Linie die Hersteller und Händler). Nur schade, dass dabei vergessen wurde, dass Fische auch Bestandteil oder sogar Mittelpunkt eines Aquariums sein können.

Nun gibt es aber mit dem Medaka einen Fisch, der das Potential dazu hat, einen neuen Trend setzen zu können oder zumindest auf dem besten Weg ist, sich dauerhaft hier zu etablieren. Verschiedene Gründe sprechen dafür, dass sich der Medaka bei uns durchsetzen könnte:

Seine Vielfalt in den Farben, die meist schon gefestigt (erbstabil) sind. Diese Farbvielfalt ist so groß, dass sie inzwischen quasi das Farbspektrum komplett abdeckt. Von Natur aus besitzt der Medaka ganz offensichtlich die Fähigkeit, sehr veränderungsfreudig zu sein und Farbmutationen zu erzeugen.

Außerdem besitzt er durch sein schnelles Wachstum eine kurze Generationenfolge. Die Fische sind bei konstant warmer Temperatur nach 2-3 Monaten geschlechtsreif, so dass in einem Jahr mehrere Generationen gezüchtet werden können.

Seine Eier sind robust und daher leicht zu inkubieren und auch zu kontrollieren. Die Weibchen tragen nach den morgendlichen Paarungen ihre Eier nämlich noch mehrere Stunden mit sich herum, bevor sie sich ins Gestrüpp wagen, um ihre Eier abzustreifen. Dabei legen sie wenig Wert darauf, um was es sich dabei handelt. Besonders gerne werden z.B. Filterschwämme benutzt. Dieses Transportieren der eigenen Nachkommenschaft vereinfacht viele Abläufe des Vermehrens (oder Züchtens), da sich die etwaige Eianzahl oder den allgemeinen Fortpflanzungserfolg sehr leicht erkennen lassen.

Medaka sind in der Haltung ziemlich anspruchslos. Sie vertragen eine enorme Temperaturspanne von 30 Grad und können zwischen 4°C und 35°C leben, sofern sie an den oberen und unteren Bereich adaptiert sind (dies geht nicht von heute auf morgen).

Ihre Ansprüche an den Lebensraum sind eher bescheiden. Es gibt wenig Fische, die auch ohne Pflanzen, Wurzeln, Steine oder andere Strukturen kein Unwohlsein zeigen.

Die Fische sind jederzeit gut zu sehen, da sie sich meist an der Wasseroberfläche aufhalten und überhaupt nicht scheu sind (wenn eingewöhnt). Verschiedene Zuchtformen kommen deshalb auch erst richtig zur Geltung, wenn sie von oben betrachtet werden.

Die Platzansprüche der Medakas sind in der Haltung auch kein Problem. Selbstverständlich gibt es die Mindestbedingungen für die vorgeschriebene Haltung bei Fischen von 54 Liter Wasserinhalt. Das entsprechende Gutachten scheinen die Medaka allerdings zu ignorieren, denn im Vergleich zu den ALLERMEISTEN in Aquarien gehaltenen Fische (auch kleine Arten), macht es ihnen nichts aus, wenn sie weniger Platz zur Verfügung haben. Sie sind weder gegen andere Arten noch gegen Ihresgleichen aggressiv (abgesehen von den Rivalenkämpfen mit Flossenschlagen der Männchen), und können in großen Gruppen problemlos gehalten werden.

Auch eine Vergesellschaftung mit Wirbellosen (Schnecken, Muscheln, Garnelen) funktioniert unter Beachtung der jeweiligen Ansprüche grundsätzlich gut und kommt damit den heutigen Wünschen vieler Aquarienbesitzer entgegen.

Der Medaka kann in der klassischen Weise als Zierfisch gehalten werden, daneben aber auch im Freiland. Dieser Wechsel in der Haltungsweise eröffnet ganz neue Perspektiven und ist ein grosser Pluspunkt, den die Art vielen klassischen Zierfischen voraushat. Bei entsprechenden Vorkehrungen ist auch eine ganzjährige Außenhaltung möglich. Grundsätzlich ist eine zumindest zeitweilige Haltung unter freiem Himmel, oder zumindest der Kontakt zum Sonnenlicht sehr zu empfehlen, da dadurch die Farbintensität bestimmter Varianten deutlich erhöht wird. Zudem machen die Tiere beim Zurücksetzen ins Aquarium im Herbst einen sehr vitalen Eindruck. Es sei aber versichert: auch eine ganzjährige Haltung im Haus ist problemlos möglich, ohne gesundheitliche Nachteile für die Tiere.

Und wo liegt der Haken?

Wirkliche Einschränkungen oder Nachteile, egal welcher Natur, lassen sich bei der Hälterung von Medakas nicht feststellen. Einzig zwei Wermutstropfen sind erkennbar, die allerdings grundsätzlich gut „lösbar“ sind:

  • Medaka werden nicht sonderlich alt, was vor allem von den Haltungsbedingungen abhängt. Wichtigster abiotischer Parameter ist die Temperatur. Tiere, die bei hohen Temperaturen im Haus gepflegt werden, vergreisen wesentlich schneller als solche, die bei kühler Haltung drinnen oder draußen ihre Zeit verbringen. Möchte man also länger Freude haben und nicht alle anderthalb Jahre Tiere nachkaufen, sollten die Tiere zur Vermehrung gebracht werden. Vermehrung scheint leider etwas außer Mode gekommen zu sein. Fängt man allerdings erst einmal bei Medaka damit an, wird man mit vielen schönen Beobachtungen belohnt und merkt, dass sich der Aufwand (finanziell, zeitlich und räumlich) doch in Grenzen hält (und kann am Ende evtl. auch die Anschaffungs- und Unterhaltskosten wieder durch den Verkauf der eigenen Nachzuchten hereinbringen).

  • Die Farben bestimmter Varianten, hauptsächlich bei allen rötlichen/gelblichen, oder auch gefleckten Tiere, sind bei Haltung im Aquarium wesentlich schwächer ausgeprägt. Dies kann zu Enttäuschungen führen, wenn die erworbenen Tiere nicht dem entsprechen, was sich anhand von Bildern darstellt. Freilandhaltung in einem dunklen Gefäß und Sonneneinstrahlung hilft! Auch bei begrenztem Platzangebot oder Mangel an Unterbringungsmöglichkeiten sollte sich auf einem Balkon oder an einem Fenster ein Platz finden lassen, an dem die Youkihi Varianten ihre Farben auffrischen können.

Wo bekommt man Medaka?

Medaka sind erst seit wenigen Jahren bei uns verfügbar. Sie sind aus Privathand oder aus dem Handel beziehbar. Die Verfügbarkeit im Zierfischhandel ist allerdings doch noch ziemlich beschränkt und die Herkunft der Tiere ist unter Umständen kaum nachprüfbar. Damit besteht grundsätzlich die Möglichkeit, Tiere zu erwerben, die mit anderen Varianten vermischt wurden und deshalb zukünftig nicht mehr farbstabil sein könnten.

Privatzüchter bieten eine größere Vielfalt und keine gestressten Importtiere. Bei der Auswahl der Varianten sind diese auch reinerbig zu bekommen (bzw. die Chance ist größer, oder es lässt sich besser nachverfolgen). Beim Privatzüchter lässt sich nachfragen wie die Tiere gehalten wurden und wie sie an die eigenen Haltungsbedingungen angepasst werden können. Bei Importen aus Asien kann möglicherweise erschwerend hinzukommen, dass die Fische nicht kälteadaptiert sind, falls sie aus Zuchtbetrieben in warmen/tropischen Gefilden stammen. Dies kann zu Verlusten führen.

Zu guter Letzt ein Plädoyer für den Medaka

Der Medaka als idealer Fisch für Aquaristikanfänger und -profis und als Lehrobjekt an Schulen

Die kleinen Bunten aus Fernost sind für den Aquarianer-Nachwuchs technisch betrachtet tatsächlich eine sehr gute, wenn nicht die bessere Alternative zu vielen Arten des Standardsortiments; ein kleiner, äußerst friedfertiger und nicht allzu lebhafter, in vielen Farben verfügbarer Fisch mit geringem Platzanspruch. Auch zwangsläufig auftretende kleinere Pflegefehler oder Unsicherheiten verzeiht der Medaka. Er lässt sich auch mit den bei jüngeren Semestern so beliebten Zwerggarnelen halten – das ist schon so etwas wie die eierlegende Wollmilchsau im Wasser.

Durch ihre besondere Fortpflanzungsweise (Paarung, Eiertransport) und die verhältnismäßig leichte, vor allem aber auch schnelle Vermehrbarkeit, könnte der Art zukünftig auch eine durchaus didaktische Bedeutung zukommen, die sich z.B. im Schulunterricht nutzen ließe. In Fragestellungen wie Vererbungslehre, Embryonalentwicklung etc. bietet der kleine Fisch ein großes Potential.

Der Medaka ist mehr als ein Ersatz für Goldfische oder Guppys, er bietet Beschäftigungsmöglichkeiten vom Anfänger bis zum Vollprofi, von jung bis alt. Er bereichert Schulen und Ausstellungen, aquagescapte, preisgekrönte Schaubecken bis anthrazitfarbene Mörtelkübel auf dem Balkon. Zierfische wurden - zumindest was die Trends in der Aquaristik betrifft - ja die letzten Jahre weitgehend vernachlässigt, und waren zum schmückenden Beiwerk geworden. Vielleicht wäre es ja an der Zeit, wieder die Fische, wegen denen die Aquaristik überhaupt entstanden ist, einmal mehr wieder ins Bewusstsein der Aquarienliebhaber zu rücken? Der Medaka wäre jedenfalls ein Kandidat dafür.

Text: Sebastian und Richard Wolf

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