Der Japanische Reisfisch
Der Medaka
Warum Reisfische, Medaka?
Verschiedene Wildformen der Reisfische sind in der Aquarienhaltung seit geraumer Zeit bekannt. Allerdings war ihr Liebhaberkreis doch immer relativ klein. Silbrige oder braune Fischchen sind nun einmal kein Verkaufsargument im Handel. Richtig bekannt wurde diese hochinteressante, asiatische Fischgruppe bisher nur einmal mit Entdeckung der farbenprächtigen Art Oryzias woworae.
Unbemerkt davon (zumindest außerhalb von Ostasien) wird der Japanische Reisfisch in Japan schon sehr lange als Haustier gehalten und gezüchtet. Er hat große, darüber hinaus auch einige wissenschaftliche Bedeutung und hat– auch wieder unbemerkt – schon einige Rekorde aufgestellt. Er wurde z. B. als erster Fisch im Weltraum vermehrt; und er ist das erste Wirbeltier, anhand dessen die Mendelschen Regeln der Vererbung überprüft wurden, und zwar schon vor über hundert Jahren.
Die Fische sind jederzeit gut zu sehen, da sie sich meist an der Wasseroberfläche aufhalten und überhaupt nicht scheu sind (wenn eingewöhnt). Verschiedene Zuchtformen kommen deshalb auch erst richtig zur Geltung, wenn sie von oben betrachtet werden.
Die Platzansprüche der Medakas sind in der Haltung auch kein Problem. Selbstverständlich gibt es die Mindestbedingungen für die vorgeschriebene Haltung bei Fischen von 54 Liter Wasserinhalt. Das entsprechende Gutachten scheinen die Medaka allerdings zu ignorieren, denn im Vergleich zu den ALLERMEISTEN in Aquarien gehaltenen Fische (auch kleine Arten), macht es ihnen nichts aus, wenn sie weniger Platz zur Verfügung haben. Sie sind weder gegen andere Arten noch gegen Ihresgleichen aggressiv (abgesehen von den Rivalenkämpfen mit Flossenschlagen der Männchen), und können in großen Gruppen problemlos gehalten werden.
Auch eine Vergesellschaftung mit Wirbellosen (Schnecken, Muscheln, Garnelen) funktioniert unter Beachtung der jeweiligen Ansprüche grundsätzlich gut und kommt damit den heutigen Wünschen vieler Aquarienbesitzer entgegen.
Der Medaka kann in der klassischen Weise als Zierfisch gehalten werden, daneben aber auch im Freiland. Dieser Wechsel in der Haltungsweise eröffnet ganz neue Perspektiven und ist ein grosser Pluspunkt, den die Art vielen klassischen Zierfischen voraushat. Bei entsprechenden Vorkehrungen ist auch eine ganzjährige Außenhaltung möglich. Grundsätzlich ist eine zumindest zeitweilige Haltung unter freiem Himmel, oder zumindest der Kontakt zum Sonnenlicht sehr zu empfehlen, da dadurch die Farbintensität bestimmter Varianten deutlich erhöht wird. Zudem machen die Tiere beim Zurücksetzen ins Aquarium im Herbst einen sehr vitalen Eindruck. Es sei aber versichert: auch eine ganzjährige Haltung im Haus ist problemlos möglich, ohne gesundheitliche Nachteile für die Tiere.
Und wo liegt der Haken?
Wirkliche Einschränkungen oder Nachteile, egal welcher Natur, lassen sich bei der Hälterung von Medakas nicht feststellen. Einzig zwei Wermutstropfen sind erkennbar, die allerdings grundsätzlich gut „lösbar“ sind:
Medaka werden nicht sonderlich alt, was vor allem von den Haltungsbedingungen abhängt. Wichtigster abiotischer Parameter ist die Temperatur. Tiere, die bei hohen Temperaturen im Haus gepflegt werden, vergreisen wesentlich schneller als solche, die bei kühler Haltung drinnen oder draußen ihre Zeit verbringen. Möchte man also länger Freude haben und nicht alle anderthalb Jahre Tiere nachkaufen, sollten die Tiere zur Vermehrung gebracht werden. Vermehrung scheint leider etwas außer Mode gekommen zu sein. Fängt man allerdings erst einmal bei Medaka damit an, wird man mit vielen schönen Beobachtungen belohnt und merkt, dass sich der Aufwand (finanziell, zeitlich und räumlich) doch in Grenzen hält (und kann am Ende evtl. auch die Anschaffungs- und Unterhaltskosten wieder durch den Verkauf der eigenen Nachzuchten hereinbringen).
Die Farben bestimmter Varianten, hauptsächlich bei allen rötlichen/gelblichen, oder auch gefleckten Tiere, sind bei Haltung im Aquarium wesentlich schwächer ausgeprägt. Dies kann zu Enttäuschungen führen, wenn die erworbenen Tiere nicht dem entsprechen, was sich anhand von Bildern darstellt. Freilandhaltung in einem dunklen Gefäß und Sonneneinstrahlung hilft! Auch bei begrenztem Platzangebot oder Mangel an Unterbringungsmöglichkeiten sollte sich auf einem Balkon oder an einem Fenster ein Platz finden lassen, an dem die Youkihi Varianten ihre Farben auffrischen können.
Wo bekommt man Medaka?
Zu guter Letzt ein Plädoyer für den Medaka
Der Medaka ist mehr als ein Ersatz für Goldfische oder Guppys, er bietet Beschäftigungsmöglichkeiten vom Anfänger bis zum Vollprofi, von jung bis alt. Er bereichert Schulen und Ausstellungen, aquagescapte, preisgekrönte Schaubecken bis anthrazitfarbene Mörtelkübel auf dem Balkon. Zierfische wurden - zumindest was die Trends in der Aquaristik betrifft - ja die letzten Jahre weitgehend vernachlässigt, und waren zum schmückenden Beiwerk geworden. Vielleicht wäre es ja an der Zeit, wieder die Fische, wegen denen die Aquaristik überhaupt entstanden ist, einmal mehr wieder ins Bewusstsein der Aquarienliebhaber zu rücken? Der Medaka wäre jedenfalls ein Kandidat dafür.
Text: Sebastian und Richard Wolf